«Pretty Boy» Charly Floyd

*3.2.1904 Georgia (USA) †22.10.1934 Ohio (USA) Gebiet: USA

Public Enemy Nº1. U.S.-Gangster in den Depressionsjahren der 1930er. Raubt Banken aus und verteilt das Geld an Hungernde. Geht mit seinem Sohn ins Kino, um Bela Lugosi und Boris Karloff Filme anzuschauen. Edgar Hoover (erster FBI-Chef) jubelt ihm das “Kansas City Massaker” unter. Pretty Boy Floyd’s Begräbnis wohnen 20.000 Menschen bei.

I admit, I have sinned … but I enjoyed every minute of it

Charles Arthur „Pretty Boy“ Floyd ist einer der unzähligen kriminellen Sozialrebellen der US-amerikanischen Depressionszeit. Aus einer ärmlichen Baumwollpflückerfamilie stammend, gelingt es ihm 1934 den zweifelhaften Titel „Public Enemy Number One“ zu erwerben. Wie es die Ironie des Schicksals will, wird er nach einer Täterbeschreibung nicht nur als „Pretty Boy“ mit „apfelbäckigen Wangen“ beschrieben, er stribt auch 30jährig im polizeilichen Kugelhagel unter einem Apfelbaum. Seinen Spitznamen hasst er, genauso wie der wenige Moante nach ihm erschossene Bankräuber und notorische Mörder „Baby Face“ Nelson den seinigen.

Charley Floyd wächst als eines von sieben Kindern in den Bundesstaaten Georgia und Oklahoma auf. Er heiratet 17jährig die um ein Jahr jüngere Ruby Hargrove, aus der Ehe geht sein vielgeliebter Sohn Jack Dempsey hervor. Als Gründe für Floyds kriminelle Karriere werden neben großer finanzieller Not auch ein tätlicher Angriff auf einen Polizisten, der seine Frau belästigt hat, genannt. Die erste verbürgte Gaunerei ist 1922 ein Diebstahl in einem Postamt, bei dem er $ 3.50 - und auch das nur in Pennymünzen – erbeutet. Die folgenden Überfälle bringen eine Steigerung der Summen, so gelingt es ihm in St. Luois u.a. auch $ 16.000 zu erbeuten. Beim Versuch, Lohntüten zu stehlen, wird er 1925 erwischt und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach drei Jahren frühzeitig entlassen, zieht er 1928 nach Kansas City, damals nach dem die Stadt dominierenden „katholischen Wohltuer“ Tom Pendergast „Toms City“ genannt. Für bewaffnete, unternehmungsfreudige Menschen ist diese Stadt beinahe ein Paradies. Da jedoch, wie stets, die Polizei mit den örtlichen Gangstern eng verbunden ist und ihr Augenmerk auf deren Konkurrenz - die abseits mächtiger Kartelle auf eigene Faust agierenden Kleingauner wie Floyd – richtet, findet er nur schwer Unterschlupf. Er beschließt, die Stadt zu verlassen und seine Eltern zu besuchen. Als er herausfindet, dass sein Vater wegen Ungereimtheiten bei einer Holzlieferung von einem Nachbarn erschossen wurde, stattet er jenem einen kurzen, aber letalen Besuch ab. Danach verübt Floyd, der nie Teil einer Bande ist und am liebsten mit wenigen Vertrauten handelt, eine Menge an Banküberfällen, bis er 1930 verhaftet und anschließend mit 15 Jahren Haft bestraft wird. Er kann jedoch während der Überführung in ein Gefängnis spektakulär flüchten. Der bei derselben Aktion verhaftete James Bradley wird wegen einem früheren Polizistenmord zum Tode verurteilt. Auf dem Weg zum Elektrischen Stuhl murmelt er "If you think I`m tough, boys, wait until you get a load of that Floyd". In der Tat, denn in weiterer Folge raubt Floyd unzählige Banken aus, dabei verlieren ab 1931 auch zehn Polizisten ihr Leben - nicht verwunderlich bei Leuten wie „Billy the Killer“ Miller an seiner Seite. Jeder Überfall in Oklahoma wird ab nun Floyd angelastet. Bei einem geheimen Interview mit Vivian Brown von den Oklahoma News erklärt er, dass ihm wohl alles, bis auf die Entführung der Kinder des ersten Atlantiküberfliegers Lindbergh, untergeschoben wird. Er wird zum Staatsfeind erklärt, kann sich aber der Unterstützung der Bevölkerung sicher sein, die er finanziell in ihrem Ringen mit dem Hungertod großzügigst unterstützt. Besondere Coups landet er, als er die Bank seiner Heimatstadt überfällt, nicht ohne vorher seine Verwandten und Freunde darüber zu informieren, die sich das Geschehen dann auch vor Ort „live“ anschauen, oder als er an einem Tag gleich zwei Banken leert. Mit seinem sechsjährigen Sohn geht er oft ins Kino, um Horrorfilme mit Boris Karloff und Bela Lugosi in den Hauptrollen zu bestaunen.

Als Floyd jedoch 1932 den populären und eigens wegen ihm aus der Pension reaktivierten Sheriff Erv Kelley erschießt, wendet sich das Blatt und auch die Stimmung in der Bevölkerung. Hinzu kommt ein, in die Geschichte als „Kansas City Massacre“ eingegangener, fünffacher Polizistenmord, welcher ihm vom neu gegründeten FBI und dessen Chef J. Edgar Hoover untergejubelt wird und gemeinhin als Floyds „Todesgarantie“ gilt. Hoover will Ergebnisse sehen, die die großen Gangsterkartelle schonen, aber seiner Karriere dienlich sind, und sie kommen 1934: John Dillinger, der erste „Public Enemy Number One“ der USA, stirbt im Kugelhagel, genauso wie die legendären und nicht minder blutrünstigen Bonnie & Clyde, und schlussendlich am 22.10. desselben Jahres auch, kurz bevor er sich nach Mexico absetzen kann, Floyd selbst. Über 20.000 Menschen wohnen seinem Begräbnis bei.


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