Klaus Störtebeker
*um 1360 (Deutschland?) †20.10.1401 Hamburg (Deutschland) Gebiet: Nord- und Ostsee
Sagenumwobener Held und "Likedeeler" - ein Pirat, der mit seinen Leuten zu gleichen Teilen teilt. Steht im Kampf gegen den Frühkapitalismus der norddeutschen Hanse.
Shirt
Galerie
Bunte Kuh (Darstellung um 1900)
Kunz von der Rosen (um 1470-1519), der stets - und nun auch bei uns - als Portrait für Störte herhalten muss
Seeschlacht mit Störtebeker
Störtebekers Enthauptung am Hamburger Grasbrook
Störtebekers Ergreifung
Störtebeker in Ketten
Störtebekers Hinrichtung
Likedeeler, Gottes Freund und aller Welt Feind
Störtebeker ist zweifellos der bekannteste der wenigen Überlieferten deutschen Seeräuber, der Ende des 14. Jahrhunderts in der Nord- und Ostsee sein Unwesen treibt. Die Geschichten über seine wagemutigen Abenteuer sind legendär und werden jahrhundertelang vom Volksmund, bei dem Ungebundenheit und Selbstbestimmtheit seit jeher Bewunderung erwecken, weitergesponnen.
Wie viele seiner Mitstreiter entstammt Störtebeker vermutlich dem verarmten Adel, der genaue Geburtsort ist nicht bekannt. Den historischen Hintergrund bildet zunächst der Konflikt zwischen Mecklenburg und dem aufstrebenden, expandierenden Dänemark um die schwedische Krone. Um dänische Seeblockaden zu durchbrechen, werden von Mecklenburg sowie Städten der Hanse an Schiffskapitäne Kaperbriefe ausgestellt. Mit diesen ausgerüstet, erhalten die Seeräuber für die Dauer der kriegerischen Auseinandersetzungen einen legalen Status, der ihnen zumindest theoretisch den Anspruch zugesteht, als Kombattanten angesehen zu werden. 1394 können sie von Stockholm aus die Insel Gotland besetzen, die in weiterer Folge als Seeräuberkolonie dient. Als jedoch 1395 Frieden geschlossen wird, verlieren die Kaperer ihre Legitimität, bleiben aber als Schiffsmannschaften zusammen und agieren ab nun auf eigene Faust.
Sie verstehen sich nun, da auch die mächtige Hanse ein Gegenspieler wird, als „Gottes Freund und aller Welt Feind“. Da sie die Beute untereinander gleichmäßig teilen, nennen sie sich auch „Likedeeler“ (Niederdeutsch für „Gleichteiler“). Die unzähligen, ständig wechselnden politischen Koalitionen kommen ihnen entgegen. Zudem bietet die Nord- und Ostseeküste schier unüberschaubare Flucht- und Versteckmöglichkeiten. Auf See sind die Piraten von den schwer beladenen, in Folge auch schwer bewaffneten, Frachtschiffen ohnehin nicht einzuholen. Bei der armen Bevölkerung sind sie äußerst beliebt, da diese Zuwendungen seitens der Piraten bekommt. Die Seeräuberei wird von den Armen gemeinhin als ausgleichende Gerechtigkeit angesehen. Doch als sich die Menge der Klageakte häuft und die Monopolstellung der hanseatischen „Pfeffersäcke“ trotz bewachter Konvoifahrten ernsthafter gefährdet scheint, tritt 1398 der Deutsche Orden auf den Plan. Er setzt mit einer Übermacht von 4000 Bewaffneten nach Gotland über und beraubt die Piraten, deren Zahl insgesamt wohl nie die 2000 erreicht, ihrer wichtigsten Operationsbasis. Die führenden Köpfe, wie der damals weit berühmtere Gödeke Michels (?-1402) oder der als „listiger Zwerg“ bekannte oxfordstudierte Magister Wigbold (1365-1402), können fliehen. Störtebeker findet seine neue Basis in (Ost)Friesland, wo er die Tochter des mächtigen friesischen Häuptlings Keno ten Broke heiratet. Da dies den wichtigen Seehandel der Hanse mit Holland und England einschränkt, verstärkt diese insbesondere von Hamburg aus die Verfolgung.
Störtebeker wird schließlich am 22.4.1401 vor Helgoland dank zweier modernster Kriegsschiffe und Verrat gestellt. Die eine Hälfte der Besatzung seines „Roter Teufel“ genannten Schiffes wird niedergemetzelt, die andere nach Hamburg gebracht, und ein halbes Jahr später geköpft. Die Enthauptung durch das Schwert gilt in der mittelalterlichen Rechtsnorm übrigens als einzig „ehrenvoller“ Tod, der eigentlich nur Adeligen vorbehalten war.
Die Legende sagt, dass Störtebeker vor der Hinrichtung eine Abmachung mit dem Bürgermeister getroffen hat – all jenen Männern, an denen er nach seiner eigenen Enthauptung vorbeiziehen kann, soll das Leben gelassen werden. Nachdem er an elf Männern vorbei ist, wirft ihm sein Henker den Richtblock vor die Füsse und bringt ihn zu Fall. Anschließend finden alle 73 Piraten den Tod, die Abmachung wird nicht eingehalten. Aber auch der Henker selbst soll an diesem seinen letzten Tag gefunden haben – von den Ratsmitgliedern ob seiner großen Geschicklichkeit und Ausdauer gelobt, soll er diesen geantwortet haben, dass das noch gar nichts gewesen sei und er auf Wunsch auch noch genug Kraft für die Enthauptung der versammelten Ratsmitglieder habe. Daraufhin wird er selbst in Gewahrsam genommen und vom jüngsten Ratsmitglied an Ort und Stelle geköpft.