Carl Wallmann
*10.6.1816 Helmstedt (Deutschland) †? (vermutlich USA) Gebiet: Braunschweig, Preußen
Nachnapoleonischer Robin Hood, Anführer einer Räuberbande und eines großangelegten Hehlerystems. Seine gewaltlosen, listenreichen Überfälle und die Umverteilung nach „unten“ machen ihn zum Volkshelden. Wird verraten und nach Jahren des Kerkers in die USA abgeschoben, wo sich seine Spur verliert.
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Carl Wallmann “Räuberhauptmann Rose”
Helmstedter Amtsgericht
August von Gneisenau, Büchners Stabschef bei Waterloo
Die Gruft des August von Gneisenau wird vom Räuberhauptmann geplündert
Den Rieken nehm ickt, den Armen jew ickt
Der als Heinrich Christian Carl August Wallmann geborene und im Volksmund als „Räuberhauptmann Rose“ überlieferte Mann ist die Verkörperung des Robin Hood-Mythos in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Seine Heimat und gleichzeitiger Wirkungsbereich ist das Grenzgebiet des Herzogtums Braunschweig und der preußischen Provinz Sachsen. Es ist die nachnapoleonische Zeit, the big return of the Monarchien, eine Zeit voller Elend und großer Not. Carl Wallmann, uneheliches Kind der verwitweten Johanna Elisabeth Rose (geb. Wallmann), lernt seinen Vater nie kennen. Er ist zwar des Lesens und Schreibens mächtig, aber die sozialen Beengtheiten jener Zeit lassen eine berufliche Ausbildung nicht zu. Er heuert bei einem braunschweigischen Infanterieregiment an, lernt dort den Umgang mit (Feuer)Waffen und wird ab den 1830er Jahren bis hin zu seiner endgültigen Verhaftung 1843 der Anführer einer umfangreichen Bande und eines weit verzweigten Hehlersystems. Die erste polizeiliche Aktenkunde stammt aus dem Jahre 1833, er wird wegen Fischdiebstahls festgenommen. Die Anzahl der Diebstähle und Überfälle, die er und seine Bande begehen, steigert sich von Jahr zu Jahr und kulminiert in einer großen Anzahl ab 1840 - am Schluss sind es 128 Taten, die es zu verantworten gilt.
Carl Wallmann ist zwar im Besitz einer mit gehacktem Blei gefüllten Doppelflinte, diese verwendet er aber nie, es ist sogar überliefert, dass er sie im Laufe seiner Räuberkarriere nicht ein einziges Mal auf Personen richtet. Die Gruppe wendet bewusst keine Gewalt an, die Gunst des Volkes und dessen Spottverse über die Polizei nehmen stetig zu. Die Bande bedient sich ausnahmslos bei denen, die es haben und ohnehin nicht so dringend brauchen. Vornehmlich finden listenreiche Diebstähle in Kirchen, Pfarr-, Burg- und Wirtshäusern, bei Gutsbesitzern, Beamten und Kaufleuten statt. Eher selten sind die für alle Beteiligten risikoreicheren Straßenräubereien. Die größten und bekanntesten Coups sind der Einbruch in das Helmstedter Amtsgericht und in die Gruft des soeben an Cholera verstorbenen preußischen Generals und „deutschen Patrioten“ Graf Neidhardt von Gneisenau. Im Grenzgebiet kann sich die Bande leichter verstecken, zudem kommt Hilfe von der örtlichen Bevölkerung, die an so mancher Umverteilung selbst mitnaschen (mitüberleben?) kann.
Wallmann wird im Sommer 1841 dennoch Opfer eines Verrats (100 Taler sind 100 Taler!), kann sich aber einer längeren Inhaftierung zunächst durch einen gelungenen Fluchtversuch entziehen. 1843 wird er endgültig festgenommen. Der Prozess, der ihm und 52 weiteren Mitangeklagten gemacht wird, findet zwei Jahre später statt. Carl Wallmann legt ein umfassendes Geständnis ab und wird zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1848 gelangt er durch die damals gängige Justizpraktik, Verbrecher in die USA abzuschieben, in die Neue Welt. Dort verliert sich seine Spur.